Nicht jeder behinderte Mensch sitzt im Rollstuhl und ist dadurch für alle anderen erkennbar in seiner Mobilität beeinträchtigt. Weil das, was nicht sichtbar ist, schnell bezweifelt wird und zu Unverständnis im Kollegenkreis führt, war eines der Schwerpunktthemen am standortübergreifenden Aktionstag bei Nestlé „unsichtbare Behinderungen“. Aber auch bei den „sichtbaren“ Behinderungen fehlt es Mitmenschen oft an Wissen und damit am nötigen Verständnis. Was sind zum Beispiel die alltäglichen Hürden, die Personen mit körperlichen Einschränkungen überwinden müssen?

Simulationsanzug GERT Thomy Werk Neuss
Wie fühlt sich arbeiten mit Handicap an? Das erlebten Thomy-Beschäftigte in Neuss mithilfe des Simulationsanzugs GERT.

Im Thomy-Werk in Neuss stellten die Veranstalter in Zusammenarbeit mit der BGN einen Simulationsanzug für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung. Wer ihn trug, konnte am eigenen Körper nachvollziehen, wie sich körperliche Einschränkungen anfühlen und im Alltag auswirken. Da der Anzug aus verschiedenen Komponenten besteht, lassen sich mit ihm verschiedene Einschränkungen simulieren. Spezialbrillen schränken die Sehfähigkeit ein, Gewichtsmanschetten reduzieren die Beweglichkeit von Armen, Beinen sowie Korpus und spezielle Gelenkversteifungen vermindern die Motorik. Christoph Voormans, Schwerbehindertenvertreter (SBV) im Thomy-Werk Neuss, ist mit der positiven Resonanz sehr zufrieden: „Ich bin mir sicher, dass diese Mitmachaktion unsere Beschäftigten zum Nachdenken anregen und mehr Bewusstsein für leistungseingeschränkte Kolleginnen und Kollegen schaffen wird.“

Inklusion und Vielfalt

Auch die Maggi-Werke in Lüdinghausen und Singen sowie das Chocoladen-Werk in Hamburg schlossen sich dem Aktionstag an und sensibilisierten ihre Belegschaft und die Führungskräfte für das Thema Inklusion und die täglichen Herausforderungen von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz. „Für die Aktion und unsere Präsenz als SBV vor Ort erhielten wir von der Belegschaft sehr positive Rückmeldungen", resümiert Bernadette Perkuhn, SBV im Maggi-Werk Singen.

Informationen und Diskussionen zu dem Themenkomplex „Vielfalt und Inklusion“ gab es auch im Frankfurter Nestlé-Haus. Über körperliche Einschränkungen wie Diabetes oder Multiple Sklerose wurde ebenso aufgeklärt wie über psychische Krankheiten, zum Beispiel Depressionen oder die Borderline-Erkrankung. Die SBV-Vertrauensperson in der Nestlé-Zentrale, Birgit Eichenauer, erklärte dazu: „Bei Nestlé wollen wir das Bewusstsein vor allem für unsichtbare Behinderungen stärken, Empathie fördern und ein inklusives Umfeld schaffen, in dem sich alle wertgeschätzt und unterstützt fühlen.“

Infogespräch Maggi Werk Lüdinghausen
Barrierefreiheit, Behinderung, Inklusion im Beruf: Infogespräche zu diesen und weiteren Aspekten führten Thomas Jansen von der Schwerbehindertenvertretung (links) und Jörg Holz im Maggi-Werk Lüdinghausen.

Arbeit soll für alle möglich sein

Die SBV am Standort Biessenhofen im Allgäu, Petra Mahr, betont: „Wir legen Wert auf eine gleichberechtigte Teilhabe aller Beschäftigten und haben uns zum Ziel gesetzt, dass Arbeit für alle möglich sein muss. Der Mensch darf nicht an seinen Einschränkungen, sondern sollte an seiner Leistungsfähigkeit gemessen werden. In Zeiten des Fachkräftemangels ist es besonders wichtig, passende Arbeitsbedingungen für alle Menschen zu schaffen, egal ob mit oder ohne Handicap.“

Dietmar Timm aus dem Werk Hamburg und Vorsitzender der Gesamtschwerbehindertenvertretung (GSBV) von Nestlé erklärte zusammenfassend, dass dieser Aktionstag der Schwerbehindertenvertretungen ein wichtiger Baustein für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung am Arbeitsleben und dem Abbau von Barrieren am Arbeitsplatz sei. Rückblickend waren sich alle Beteiligten einig, dass der Aktionstag eine gute Gelegenheit war, Aufmerksamkeit auf die Situation von Kolleginnen und Kollegen mit Behinderung zu lenken, Erfolge von fallenden Barrieren zu würdigen und für die Zukunft weitere notwendige Veränderungen anzustoßen.

„Bei Nestlé wollen wir das Bewusstsein vor allem für unsichtbare Behinderungen stärken, Empathie fördern und ein inklusives Umfeld schaffen, in dem sich alle wertgeschätzt und unterstützt fühlen.“